Überraschend hilfreich: Hormonyoga
Das Yogastudio meines Vertrauens hat in regelmässigen Abständen Workshops zu Hormonyoga angeboten [1], was in mir immer eine starke Assoziation zu Esoterik weckte. Allerdings hatte ich auch schon immer sehr starke Schmerzen während der Periode und fand den Gedanken an Abhilfe durch simple Yoga-Übungen ausgesprochen attraktiv.
Trotzdem war ich dem Kurs gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Ein bisschen Yoga und schon soll alles gut werden? Unwahrscheinlich! Irgendwann habe ich dann trotzdem einen Wochenend-Workshop belegt, denn ein Mittel jenseits von Schmerztabletten klang einfach zu verlockend.
Beim Betreten des Studios habe ich mir ein Versprechen gemacht: zwei Tage die Wissenschaftlerin ausknipsen und einfach mal auf was Neues einlassen, auch wenn man nicht alles erklären und belegen kann. Und tatsächlich wirkte die langsame und intensive Sequenz an beiden Tagen wie ein Wunder, ich war danach wie ausgewechselt und hatte tatsächlich im nächsten Monat keine Periodenschmerzen, heureka!
Danach ging ich ab und zu auch noch zu einzelnen Stunden ins Studio, aber konzentrierte mich eher darauf, das Konzept in meine eigenen täglichen Übungen einzubauen. Das ist nicht so intensiv wie eine ganze Session und dementsprechend wirkt es auch nicht so stark aber ausreichend, um mir das Leben leichter zu machen. Seit fast zwei Jahren ist Hormonyoga Teil meiner Sequenzen, aber ich verstehe immer noch nicht, wieso es eigentlich funktioniert. Heute mache ich mich auf die Suche nach Antworten.
Was ist Hormonyoga?
Bei dieser Stilrichtung gibt es eine vorgegebene, einfache Yogasequenz aus Bewegungen, die jeweils mehrere Minuten gehalten werden und durch starke Fokussierung, Atem und Summen intensiviert werden. Dieser spezielle Stil wurde in den 90er Jahren von der Brasilianerin Dinah Rodrigues [1] entwickelt. Sie stammt aus einer Ärztefamilie und hatte sich zum Ziel gesetzt, zur Bewältigung von Problemen während der Menopause traditionelles Yoga und Erkenntnisse der modernen Medizin miteinander zu verbinden [2].
Im Hormonyoga werden die acht Hormondrüsen des Körpers massiert und gezielt aktiviert, was zu einem neuen Gleichgewicht der Hormonproduktion führen soll und sich dadurch positiv auf Periode, Kinderwunsch, Menopause und sonstige Hormon-gesteuerte Erlebnisse im Leben einer Frau auswirken kann. Zusätzlich empfehlen die Guides im Hormonyoga ätherische Öle, Kräutermischungen und gesunde Ernährung, die die ausgeglichene Hormonproduktion unterstützen können.
Im Kontrast antwortet die westliche Schulmedizin auf ein hormonelles Ungleichgewicht mit der Einnahme von Tabletten oder Stimulation der Hormondrüsen z.B. durch Bestrahlung. Im Vergleich kommt einem eine einstündige Sequenz von Yogaposen viel zu einfach vor, allerdings hatte ich bei den Übungen durchaus das Gefühl, dass man durch gleichmässige Stimulation aller Drüsen im Körper doch vielleicht mehr erreichen kann, als der Hausarzt das eingestehen würde.
Hormone beeinflussen unseren mentalen und physischen Zustand
Der Hormonhaushalt von Frauen unterscheidet sich von dem der Männern, denn er unterliegt erst mehreren Jahrzehnten von monatlicher Zyklizität und wird schliesslich in der Menopause vollständig neu organisiert. Beides hat Auswirkungen auf Körper und Psyche, weshalb beim Thema Hormone besondere Vorsicht geboten ist.
Hormone werden in sieben Organen und vielen Nervenzellen produziert, die spezifische Botschaften an andere Organe und das Gewebe überbringen. Während viele Hormone eher unbekannte Helden unserer Körperfunktionen sind, haben es einige zu grosser Bekanntheit gebracht, zum Beispiel Adrenalin, Insulin, Östrogen und Testosteron. Wer sich schon mit Stress und Burnout beschäftigt hat, ist vielleicht auch über das Stresshormon Cortisol und seinen Gegenspieler Oxytocin gestolpert.
Bei einer unausgeglichenen Hormonproduktion kann es im Körper zu Fehlermeldungen kommen, zum Beispiel kann eine Fehlfunktion der Schilddrüse eine starke Gewichtszu- oder abnahme bewirken. Da Frauen jeden Monat starke Hormonschwankungen im Zusammenhang mit der Periode durchlaufen, erleben sie kleine Unausgeglichenheiten oft als Schwankungen von Stimmung und Stoffwechsel. Gleiches gilt für die Menopause, in welcher über einen langen Zeitraum der gesamte Hormonhaushalt neu geordnet wird. Da kann man sich als Frau getrost auf die Schulter klopfen und stolz darauf sein, dass wir trotz aller Schwankungen unseren sozialen wie beruflichen Verpflichtungen nachkommen.
Die Verbindung von Yoga und Hormonaktivität
Dinah Rodrigues wusste durch ihre medizinischen Studien, dass ein grosses Problem während der Menopause die unregelmässige Aktivität und das teilweise Aussetzen hormonproduzierender Drüsen war. Ihr war bekannt, dass Bewegung die Produktion anregen kann, jedoch konnte sie auch mit intensiven Yoga-Übungen keine messbare Wirkung erzielen. Ihre Idee war die Paarung von Posen, die besonders die Hormondrüsen ansprechen, zum Beispiel mit Bauchatmung (Pranayama), die auch Verdauung und Metabolismus aktivieren kann.
Als ich den Hormonyoga-Workshop besuchte, haben viele Frauen sehr positive Rückmeldung zu dieser Technik gegeben. Einen gewissen Placebo-Effekt kann man natürlich nicht ausschliessen, da die Wirkung auf den Hormonspiegel von Frauen in der Menopause bisher nur in einer einzigen wissenschaftlichen Studie festgehalten wurde, die allerdings unter Mitwirkung von Dinah Rodrigues selbst erstellt wurde [3]. Sie ist daher nicht unabhängig und muss mit Vorsicht bewertet werden. Die Frauen, die ich beim Hormonyoga in Zürich getroffen habe und meine persönliche Erfahrung, haben mir gezeigt, dass die Methode wirken kann, obwohl die Wirkung schwer zu erklären ist.
Quellen und Verweise
[1] AirYoga Zürich: Hormonyoga-Lehrerin Tanja Forcelini
[2] Homepage von Dina Rodrigues
[3] Rodrigues, Dinah. Hormon-Yoga. Schirner Verlag, Darmstadt, 2005.